Die Asiatische Hornisse gilt als invasive Art. In ihrem ursprünglichen Lebensraum in Asien hat sie natürliche Feinde, die ihre Ausbreitung bremsen. In Europa fehlen diese, sodass sie sich ungehindert vermehren kann. Und das in einem rasanten Tempo: Seit 2004 breitet sie sich mit etwa 70 km pro Jahr in Westeuropa aus. In der Schweiz tauchte sie 2017 das erste Mal auf. Erstaunlich dabei: Alle Asiatischen Hornissen in Europa stammen von einer einzigen, begatteten Königin ab, die wahrscheinlich mit einer Schiffsladung Töpferware aus China nach Frankreich gelangte.

Grosse Nester
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die heimische Europäische Hornisse (Vespa crabro). Ihr Körper zeigt sich dunkelbraun bis schwarz mit einer markanten gelben Binde am Hinterleib und gelben Beinspitzen. Im Frühjahr gründet die Königin ein Primärnest, das auf die Grösse eines Fussballs anwächst. Diese Nester liegen meist in Bodennähe, bis etwa zwei Meter hoch, an geschützten Orten wie Dachvorsprüngen, Schuppen oder dichten Hecken. Sobald das Primärnest seine maximale Grösse erreicht, bauen die Hornissen ein Sekundärnest und verlassen das erste. Die Sekundärnester befinden sich in der Regel hoch oben, über zehn Meter, meist in Baumkronen. Das Nest wächst im Sommer und erreicht bis zum Herbst eine Grösse von bis zu einem Meter, wobei es mehrere tausend Individuen beherbergt. Im Spätherbst sterben die Arbeiterinnen und Männchen, während nur die befruchteten jungen Königinnen – durchschnittlich etwa 350 pro Saison – an geschützten Orten überwintern.


Bedrohung für Bienen und andere Insekten
Die Asiatische Hornisse bedroht die heimische Insektenwelt. Besonders Honigbienen, aber auch Wildbienen und andere Insekten fallen ihr zum Opfer. Ein Nest der Asiatischen Hornisse braucht pro Saison im Durchschnitt geschätzte elf Kilo Insekten, ein grosses Nest deutlich mehr. Untersuchungen in Frankreich zeigen, dass ihre Beute zu rund 38 % aus Honigbienen, 20 % aus sozialen Wespen und zu rund 30 % aus Zweiflüglern besteht. Im Spätsommer lauern sie vor den Bienenstöcken, fangen die fleissigen Sammlerinnen und schwächen so die Völker. Die Bienen geraten dabei in eine Art Fluglähmung. Das heisst, sie verlassen den Stock nicht mehr. Mit Folgen für ihre Weiterentwicklung: Sammelbienen können so kein Wasser, Nektar oder Pollen nachhause bringen. Das kann dazu führen, dass die Königin keine Eier mehr legt, die Arbeiterinnen geschwächt werden, das Volk kleiner wird und so den Winter nicht übersteht. Neben Honigbienen sind aber auch andere Insekten bedroht, was sich negativ auf die Biodiversität auswirkt.

Gefahr für die Landwirtschaft
Der ungebetene Gast beeinflusst auch die Landwirtschaft. Da sie Bestäuber frisst, wird die Bestäubung von Nutzpflanzen erschwert, was Erträge mindern kann. Zudem findet man die Hornissen im Spätsommer häufig am reifen Obst wie Weintrauben. So kann sie auch für Erntehelfer/-innen durch Stiche eine Gefahr darstellen. Zudem verhält sie sich in Nestnähe aggressiv.
Sichtungen melden!
Wer eine Asiatische Hornisse entdeckt, sollte diese auf der Plattform www.asiatischehornisse.ch melden. Dies wird dann an die Verantwortlichen des Kantons weitergeleitet. Im Optimalfall beginnt dann die Nestsuche. Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Ohne grosse Hilfsmittel kommt die Triangulation aus: Man markiert die Hornisse an einem Lockstoff, notiert die Flugrichtung und stoppt die Zeit, bis sie wieder da ist. Dadurch kann – nach mehreren Messungen von verschiedenen Standorten – abgeschätzt werden, wo sich das Nest ungefähr befindet. Das Besendern der Hornissen ist ebenfalls möglich, neuere Technologien verwenden, sogar Bluetooth. Nach der erfolgreichen Hornissenjagd kann im Anschluss das Nest von Fachpersonen entfernt werden. So kann die Verbreitung lokal eingedämmt werden. Auf keinen Fall sollten Nester eigenhändig entfernt werden. Auch Fallen sind wenig hilfreich, da sie auch andere, schützenswerte Insekten töten.
Wie weiter?
Gemäss Carine Vogel, der Verantwortlichen für die Plattform www.asiatischehornisse.ch, hat sich die Anzahl positiver Meldungen im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr verdreifacht. Im letzten Jahr wurden 741 Nester gefunden. Es ist anzunehmen, dass die Population der Asiatische Hornisse weiter exponentiell wächst.
Bei der rasanten Vermehrung der Vespa velutina stellt sich die Frage, ob auch in ein paar Jahren noch Nester zerstört werden. «Ja!», meint Lukas Seehausen, Spezialist für gebietsfremde Arten am CABI in Delémont. «Damit können wir die Ausbreitung verlangsamen und die Kosten senken. Dort, wo die Asiatische Hornisse bereits etabliert ist, werden wir vor allem Nester entfernen, um eine lokale Entlastung zu schaffen.» Zudem bestehe durch eine bestenfalls national koordinierte Bekämpfung auch die Hoffnung, das Plateau der Populationsdichte langfristig zu senken. Aktuell sind aber die Kantone verantwortlich für die Bekämpfung der invasiven Hornisse. Das führt zu einem Flickenteppich, der wenig effizient ist.
Wichtig ist, dass die Asiatische Hornisse kein reines Imkerproblem bleiben soll. Vielmehr erfordert die Bekämpfung des ungebetenen Gastes eine gemeinsame Anstrengung – durch Wissen, Sensibilisierung, Beobachtung und gezielte Massnahmen
Sichtungen melden!
Damit rasch gehandelt werden kann, ist ein rasches Melden von Verdachtsfällen mit Foto oder Video über die Internetseite www.asiatischehornisse.ch wichtig.
Asiatische Hornissen sind am dunklen Hinterleib (mit feinen gelben Streifen) und den gelben Beinenden zu erkennen. Im Merkblatt des Bienengesundheitsdienstes finden Sie weitere Informationen.
Primärnester befinden sich in Frühling oft im Siedlungsraum in Hecken, unter Vordächern oder in Schuppen/Garagen.
