Etwa 70% der Wildbienen in der Schweiz nisten im Boden. Sie bevorzugen lückig bewachsene, teils sandige Stellen. Dazu zählen die Frühlings-Seidenbienen (Colletes cunicularius), die stellenweise in grosser Zahl auftreten. Neben einigen Mauer- und Pelzbienen gehören sie zu den Arten, die bereis im anfang März aktiv werden.
Um ihre Brut zu versorgen, benötigen sie früh blühende Pflanzen. Besonders die Blüten der Weiden (Salix), vor allem die Weidenkätzchen der Sal- und Grauweide, ziehen sie an. Lange Zeit hielt man sie für streng auf Weiden spezialisiert. Neuere Beobachtungen zeigen jedoch, dass sie auch Pollen von Obstbäumen wie Birne und Apfel nutzen, wenn diese verfügbar sind.


Schutz im Seidenzimmer
Die Flugzeit der Frühlings-Seidenbienen dauert nur etwa sechs Wochen. In dieser Zeit legen die Weibchen im Boden, oft auf leicht geneigten Flächen, ihre Nester an. Sie leben solitär, das heisst, jedes Weibchen baut selbst Nestgänge, legt Eier und versorgt die Brutkammer mit Pollen, damit die Larven nach dem Schlupf Nahrung finden. Das Weibchen kleidet die Kinderzimmer mit einem Drüsensekret aus, das ein seidiges Gewebe bildet und den Nachwuchs vor Schimmel und Nässe schützt.
Reger Flugverkehr
Die Larven verpuppen sich und entwickeln sich bereits im Sommer zu flugfähigen Bienen. Sie bleiben jedoch den ganzen Herbst und Winter im Boden und verlassen erst mit der warmen Märzsonne die Nester. Das sorgt vor allem in Parks oder auf Spielplätzen für Aufsehen: An guten Nistplätzen entstehen oft mehrere hundert bis tausende Nester. Nach dem Schlupf schwirren die Männchen ungeduldig über dem Boden und warten auf ein Weibchen zur Begattung. Sobald ein Weibchen aus dem Erdnest schlüpft, stürzen sich mehrere Männchen auf sie und bilden ein faustgrosses Knäuel. Nach der Begattung beginnt das Weibchen mit der Nestanlage, oft am gleichen Ort.



Keine Gefahr
Trotz der dichten Ansammlungen sind Frühlings-Seidenbienen für Menschen völlig ungefährlich. Zwar besitzen die Weibchen einen Stachel, doch dieser ist schwach und wird nur in äusserster Not eingesetzt. Nach sechs Wochen aktiven Flug und Nestbau, sterben die Frühlings-Seidenbienen. Die anfänglich stark beflogene Nestansammlung wirkt danach unscheinbar und verwaist. Im Boden aber wächst in den Seidenzimmern eine neue Generation an, gut versorgt mit Pollen und bald schon bereit für das grosse Ausfliegen im kommenden März.
Bild, Text, Video: Sarah Grossenbacher