Blühendes Gemüse für die Bienen

Wie helfen wir Bienen in unserem Garten und auf unserem Balkon? Ganz einfach: Mit blühendem Gemüse!

Im Bienengarten oder -balkon gilt: Lassen Sie die Natur machen und drücken Sie ein Auge zu. Zum Beispiel, wenn wir einen Lauch, Zwiebeln oder Salate vergessen haben zu ernten. Diese Pflanzen bieten Bienen ein reiches Buffet: Lauch und Zwiebeln etwickeln grosse, kugelförmige Blüten. Diese ziehen nicht nur Bienen magisch an, sondern gefühlt die ganze Insektenschar: Der Bienenkäfer frisst dort genüsslich Pollen und jagt kleinere Insekten, während andere Käferarten die Blüten als Liebesnest nutzen. Auch Schwebfliegen und Wespen sind häufige Gäste. Besonders freut sich die kleine Lauch-Maskenbiene, die für ihren Nachwuchs fast ausschliesslich Pollen auf Laucharten sammelt. 

Salate für die Spezialisten

Ein hochgeschossener Salat bezaubert mit unzähligen filigranen Blüten, die Insekten aller Art anlocken. Nach der Blüte können Sie zudem die Samen ernten und für die Nächste Saison aufbewahren. Auch Asiasalte blühen besonders schön und bringen gelbe Farbtupfer ins Beet. Die Kreuzblütler sind bei vielen Bienenarten sehr beliebt. Ein gutes Dutzend der rund 600 Bienenarten in der Schweiz sammeln Pollen fast ausschliesslich an dieser Pflanzengattung. Dazu gehört beispielsweise die Blauschillernde Sandbiene. Diese Bienen freuen sich auch über einen blühenden Kohl oder Rauken.   

Eintauchen in die Artischockenblüte

Ein weiteres Highlight: Die Artischocke! Ihre beeindruckenden, violetten Blütenstände bilden mit ihrem süssen Duft einen beliebten Treffpunkt für Bienen, Käfer, Schmetterlinge und Co. Wer die Speisedistel im Garten oder auf dem Balkon haben möchte, braucht etwas Geduld und Platz: Sie blüht erst im zweiten Jahr und nimmt dann mindestens einen Quadratmeter im Gemüsebeet ein. Sie mag einen sonnigen, gut geschützten Platz und verträgt im Winter auch etwas Frost bis -10 Grad. Wichtig ist ein durchlässiger Boden, um Staunässe zu vermeiden. Auch im Hochbeet oder im Kübel mit 25 l Fassungsvermögen gefällt es ihr. 

Blütenmeer ohne Verzicht

Wir müssen aber nicht immer auf die Gemüseernte verzichten, um die Bienen zu unterstützen: Einige Pflanzen blühen vor der Ernte: Bohnen wie Kefe, Obstbäume, Sträucher wie Johannisbeeren oder auch Mais, Kürbisse, Gurken und Zucchetti. Die Blüten der Bohnen und ihrer Verwandten sind beispielsweise bei der Platterbsen-Mörtelbiene oder der Holzbiene sehr beliebt.  

Wertvolle Bestäubung 

Wussten Sie, dass durch die Insektenbestäubung schätzungsweise ein Wert von rund 359 Mio. CHF entsteht? Rund die Hälfte dieser Leistung wird den Honigbienen zugeschrieben, die andere Hälfte übernehmen Hummeln, andere Wildbienen, Schwebfliegen, Käfer und Wespen. Einige Pflanzen wie der Blumenkohl, Brokkoli, Karotten, Spargeln oder Zwiebeln sind für ihre Samenbildung vollständig auf die Bestäubung von Insekten angewiesen. Kiwi, Kürbisse und Zucchetti sind zu 95% von der Insektenbestäubung abhängig und Obstarten wie Apfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen, Himbeeren, Brombeeren zu zwei Dritteln. 

Dabei zeigt sich auch, wie wichtig ein bunter Bestäubermix ist: So werden Erdbeeren kaum von Honigbienen bestäubt und auch die schweren Pollen der Kürbisse sind nicht jedermanns Sache: Forscher aus Österreich kamen beispielsweise zum Schluss, dass Hummeln effizientere Kürbis-Bestäuberinnen sind als andere Bienenarten, da sie den schweren Pollen besser von Blüte zu Blüte transportieren können. Auch die Temperatur spielt eine Rolle: Während Honigbienen erst ab rund 10 Grad auf Sammelflüge gehen, sind einige Wildbienenarten in der Lage, bei niedrigeren Temperaturen zu fliegen, was vor allem bei der Bestäubung von Obstkulturen wichtig ist.

Unterschlupf bieten  

Es lohnt sich also, wenn wir Bestäuber auf unseren Balkon oder in den Garten zu locken. Vergessen Sie nicht, den wertvollen Helfern einen Unterschlupf zu bieten. Offene, sandige Bodenstellen, Holzhaufen, liegengelassenen Schnittgut und abgestorbene Pflanzenstängel sind perfekte Nistgelegenheiten und Rückzugsorte für Wildbienen und andere Nützlinge. Schaffen wir ihnen diesen Raum und freuen uns auf eine reiche Ernte! 

Urban Roots als neuer Partner

Um Urban Gardening weiter zu fördern, arbeiten wir neu mit Urbanroots zusammen. Mit dem Verkauf ihrer Produkte, insbesondere dem Jahresabonnement der Saatbox, schaffen wir gemeinsam Blühflächen und unterstützen Bestäuber in der Stadt und auf dem Land. 

Text und Bilder: Sarah Grossenbacher