In Blühflächen locken Malven, Wilde Karden, Kornblumen und Co. zahlreiche Bienenarten an: Dicke Hummeln fliegen dort schon früh am Morgen von Blüte zu Blüte. Etwas wählerischer ist die schlanke Natternkopf-Mauerbiene, die ausschliesslich die blau-violetten Natternkopfblüten besucht. Auch Honigbienen finden dort das, was sie zum Überleben brauchen. Ganz nebenbei leisten sie alle unverzichtbare Bestäubungsarbeit: Äpfel werden grösser, Erdbeeren aromatischer, Raps ertragsreicher – und Wildpflanzen können sich erfolgreich vermehren.
Kleine Helferlein in der Landwirtschaft
Blühflächen leisten jedoch mehr, als nur Bestäuber zu fördern: Auch Nützlinge finden hier einen Lebensraum und halten Schädlinge auf natürliche Weise in Schach. So zeigen die Erfahrungen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FibL) in der Schweiz, dass Blühstreifen in Obstanlagen die Ausbreitung der mehligen Apfelblattlaus deutlich eindämmen können – ganz ohne Insektizide. Bis zu 38 % mehr Blattlausfeinde wurden auf Apfelbäumen mit angrenzenden Blühstreifen gefunden. Auch in Frankreich liess sich beobachten, wie blühende Acker-Hundskamille, Kornblume und Margerite in jungen Pfirsichanlagen den Befall durch Blattsauger innerhalb weniger Wochen deutlich verringerten.
Zu den wichtigsten Nützlingen gehört die Schwebfliege, deren Larven in ihrer dreiwöchigen Entwicklungszeit rund 500 Blattläuse verzehrt. Weitere Helfer: Florfliegen, Spinnen, Marienkäfer, Schlupfwespen, Raubwanzen und Ohrwürmer. Sie alle brauchen ein vielfältiges Blütenangebot mit mehrjährigen Pflanzen als Nahrungsquelle und Rückzugsort.


Kleine Bodeningenieure helfen mit
Auch unterirdische Bewohner profitieren von Blühstreifen im Ackerland – etwa Regenwürmer. Lukas Beule vom Julius Kühn-Institut und sein Team zählten auf mehrjährigen Blühflächen mehr als dreimal so viele Regenwürmer wie auf benachbarten Äckern. Das hat Vorteile für den Boden: Regenwürmer graben sich metertief unter die Erdoberfläche und durchlockern, durchwässern und durchlüften so den Boden.
Zu den Bodeningenieuren, die durch Blühstreifen gefördert werden, zählen auch Wildbienen. Rund die Hälfte der über 600 Bienenarten in der Schweiz nistet im Boden. Forschende von Agroscope, der ETH Zürich und der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften konnten zeigen, dass bodennistende Wildbienen die Bodengesundheit verbessern, indem sie den Untergrund auflockern und so die Wasseraufnahmefähigkeit erhöhen.


Vom Neuntöter bis zum Feldhasen: Wer sonst noch profitiert
Wer Insekten fördert, schafft auch neue Nahrungsgrundlagen für viele Vogelarten – etwa für den Neuntöter. Der kleine Vogel mit der auffällig schwarzen Augenbinde ernährt sich von Grossinsekten wie Heuschrecken, Grillen, Spinnen, Hummeln oder Wespen, die er auf Dornen aufspiesst und dort als Vorrat zwischenlagert. Er benötigt also dornige Hecken, etwa aus Schwarz- oder Weissdorn, die ihm als Vorratskammer und zugleich als Versteckmöglichkeit dienen. Seine Beute findet er auf extensiven Wiesen und weiteren blühenden Lebensräumen wie Buntbrachen, Ackersäumen und Magerwiesen. Buntbrachen und Säume bieten zudem ungestörte Brutplätze für bodenbrütende Vogelarten. Dazu gehört die Feldlerche, die auf der Roten Liste der bedrohten Arten steht. Ackertypische Vogelarten profitieren auch von Untersaaten im Getreide, wie Rainer Oppermann und Sonja Pfister vom Mannheimer Institut für Agrarökologie und Biodiversität zeigen konnten: Die Bestände von Feldlerche, Braunkehlchen und Rebhuhn waren dort dreimal höher als bei konventioneller Bewirtschaftung.
Auch Feldhasen profitieren von einer blühenden Landwirtschaft. So konnte die Schweizerische Vogelwarte zeigen, dass die Dichte von Feldhasen in Gebieten mit mehr als 5 % Biodiversitätsförderflächen deutlich höher ist als in Regionen mit geringeren Anteilen solcher Flächen.

Blühflächen verbinden Lebensräume
Blühstreifen sind Trittsteine in der Agrarlandschaft. Sie verbinden Lebensräume miteinander und ermöglichen Vernetzungslinien, entlang derer Tiere wandern, Nahrung finden und sich fortpflanzen können. Die sonst monotone Fläche wird zum Nahrungsbuffet, zur Kinderstube, zum Späh- oder Überwinterungsplatz – kleine, aber wirkungsvolle Puzzleteile, die die Artenvielfalt fördern und damit auch die Nahrungsmittelproduktion sichern.
Helfen Sie mit, neue Lebensräume zu schaffen!
Blühende Lebensräume entstehen nicht einfach durch „Machen lassen“. Die Aussaat muss zum richtigen Zeitpunkt auf geeignetem Boden geschehen, die Fläche muss gepflegt werden und invasive Neophyten regelmässig von Hand ausgejätet werden.
Dafür braucht es persönliche Beratung und finanzielle Unterstützung. Mit Ihrer Spende machen wir dies möglich. Helfen sie mit!
