Wer sind die Bienen?

Bienen gleich Honigbienen? Nicht ganz. Die Familie der Bienen umfasst nämlich neben den Honigbienen auch die etwas unbekannteren Wildbienen mit einer faszinierenden Artenvielfalt. Beide sind wesentlich für die Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen verantwortlich. Sie ergänzen sich darin durch ihre unterschiedliche Biologie und Lebensweise. Nachfolgend findest Du die wichtigsten Eigenschaften und Unterschiede zu Wild- und Honigbienen zusammengefasst.

SolitärBienen

Die allermeisten Wildbienen leben solitär. Das heisst, dass keine Staaten oderVölker gebildet werden, sondern die Weibchen sich lediglich mit den Männchen paaren und dann allein ein Brutgelege anlegen.

Bodennistende Wildbiene (Quelle: Andreas Müller)

Staatenbildende Bienen

Hierzu zählen als prominenteste Vertreterinnen die Honigbienen, aber auch Wildbienen mit rund zwei Drittel der vorkommenden Hummelarten und gewisse Furchenbienen-Arten (eusoziale Lebensweise).
Bei den Hummeln überwintern lediglich die Jungköniginnen, welche im Folgejahr ihren Staat wieder neu aufbauen. Die Honigbienen überwintern im Gegensatz dazu als Staat.

Hummelnest (Quelle: Albert Krebs)

Wildbienen

Alle Bienen ausser der Honigbienen werden in der Klasse der Wildbienen zusammengefasst. Mit über 600 in der Schweiz vorkommenden Arten begeistern die Wildbienen durch ihre ausserordentlichen Vielfalt an Farben, Grössen und Verhaltensweisen! Bei einem Besuch einer artenreichen Wiese denkt der/die Beobachtende manchmal auch gar nicht, dass dies eine Wildbiene sein könnte. Es gibt sehr kleine Individuen ab 3-4 Millimetern bis hin zur grössten Wildbienenart der Schwarzblauen Holzbiene (Bild links) mit stattlichen knapp 3 Zentimetern!

Lebensweise

Genauso divers und faszinierend wie die Erscheinungsbilder der Wildbienen sind auch ihre Lebensweisen! So sammeln einige Bienen den Pollen mit der Körperunterseite (Bauchsammlerinnen), andere wiederum transportieren die Eiweissversorgung für die Nachkommen ähnlich wie die Honigbiene mit den hinteren Beinpaaren. Die einzelnen Arten haben ihre klar definierten Fortpflanzungszeiten. Während weniger Wochen im Jahr schlüpfen die meist solitär lebenden Individuen. Davor und danach tritt diese Art dann nicht mehr in Erscheinung. So wechseln sich die einzelnen Arten ab März bis in den Oktober hinein ab und bestäuben die in dieser Zeitspanne vorhandenen Blütenpflanzen.

Nistverhalten

Alle Solitärbienen legen ihr Gelege in Röhren an. In einem solchem Gang legt das Weibchen jeweils ein Ei auf ein Pollenkissen und grenzt die Brutkammer zur nächsten ab, bis das Ende der Brutröhre erreicht ist, welches sie dann definitiv verschliesst. Die Brut überwintert in dieser Röhre in den meisten Fällen als Puppe.

Das Substrat, in welchem die Röhren angelegt werden, ist sehr unterschiedlich. Die meisten Bienen legen ihre Nester im Boden an (Bodennister), gefolgt von der Gruppe der Kuckucksbienen, welche bereits vorhandene (meist Bodennester) nutzen. Hier ersetzt das Weibchen das vorhandene Ei mit einem eigenen während einer unbeaufsichtigten Phase, in der das Wirts-Weibchen nicht präsent ist. Aus der Grafik wird auch klar, dass der Gefährdungsgrad der Wildbienen in diesen zwei Klassen am höchsten ist. Die Gruppe der Wildbienen, welche bestehende Hohlräume (inkl. Felsspalten), Totholz oder markhaltige Stängel nutzt, ist respektabel aber dennoch viel kleiner als die Anzahl der Arten mit vorher beschriebenem Nistverhalten.

Abbildung: Antonia Zurbuchen

Herausforderungen für die bienen

Problematik Nahrungsangebot

Alle Bienen benötigen für ihren Fortbestand möglichst viele Blühpflanzen. Sie sind insbesondere in den Monaten Juni bis Oktober auf ein grösseres Nahrungsangebot angewiesen als dies heute der Fall ist.Viele der Wildbienen, welche im Sommer bis Herbst aktiv sind finden heute viel zu wenig und zu wenig diverse Nahrung um ihre Nachkommen aufzuziehen. Während noch vor wenigen Jahrzehnten ein viel breiteres Blühangebot vorhanden war, spricht man hierzulande in den Monaten Juni bis Oktober von einer grünen Wüste. Sobald die Wiesen gemäht wurden und das grosse Aufblühen der landwirtschaftlichen Kulturen vorbei ist, wird den Bestäubern mancherorts ihre Nahrungsgrundlage entzogen. Auch das Anlegen von vermeintlich weniger arbeitsaufwändigen Steingärten ist ein Hindernis. Hier muss zwingend etwas getan werden, um den Artenrückgang der Wildbienen aufzuhalten. Durch die Verbesserung in diesem Bereich sind auch die Honigbienen vitaler, als wenn sie durch die Imkerschaft künstlich gefüttert würden.

Problematik Nistgelegenheiten

Die Wildbienen nutzen ganz unterschiedliche Substrate für das Anlegen der Brutröhren. Dabei fördern Wildbienenhotels zwar das Bewusstsein über Wildbienen, lösen aber nicht das Problem, dass Wildbienen heute zu wenig Gelegenheiten für ihre Nester finden. Wie in der Grafik ersichtlich, nutzt eine Minderheit der Wildbienen die damit geschaffenen Hohlräume. Zudem gehören diese Mauerbienenarten zu den häufig vorkommenden. Bodennister sind die grösste und am meisten gefährdete Klasse. Das Schaffen von offenen Bodenstellen sollte also im Zentrum stehen. Aber auch Kleinstrukturen wie Stein- Asthaufen oder das Anbieten von Totholz ist sehr wichtig. Wie dies konkret umgesetzt werden kann erfährt man am besten in den Wildbienenkursen.

die Schweiz zum Blühen bringen. gemeinsam.

Honigbienen

Wer kennt sie nicht, die Bienenhäuschen oder freistehenden Holzkästen, in denen die Honigbienen wohnen? Diese Bienen leben in der Obhut der Imkerinnen und Imker, welche viel Zeit investieren, damit es ihnen gut geht. Im Gegensatz zur Mehrheit der Wildbienen lebt die Honigbiene sozial in einem Volk. Dieses besteht, je nach Jahreszeit, aus zwischen rund 10’000 und 40’000 Individuen. Da die Honigbienen als Volk überwintern, sind sie gezwungen Vorräte anzulegen, welche sie in Form von Honig, aber auch Pollen in ihren Waben einlagern.

Die drei Bienenwesen

Ein Volk besteht in der oben genannten Volksstärke mehrheitlich aus Weibchen – ein Matriarchat also. Die sogenannten Arbeiterinnen (mittlere Biene im Bild) sind für das Sammeln von Nektar, Pollen, Propolis und Wasser verantwortlich und somit für die Versorgung des Volkes essenziell. Bevor die Arbeiterinnen mit dem Sammeln beginnen können, durchleben sie die ersten 20 Tage ihres Lebens als Stockbienen. In dieser Funktion kümmern sie sich um die Aufzucht der Brut, bauen Waben aus dem dafür produzierten Bienenwachs oder säubern den Stock und Brutzellen.

Zu den Arbeiterinnen gesellen sich verhältnismässig wenige Drohnen (rechts im Bild) (ca. 1’000-2’000 Individuen im Sommer). Sie sind fast ausschliesslich für die Begattung der Königinnen besorgt – und damit ebenfalls für den Fortbestand der Bienenvölker. Ihr kräftiger Körperbau und die grossen Augen sind wichtig für diese Aufgabe.

Und dann gibt es da natürlich noch die Königin (links im Bild). Ihre hauptsächliche Tätigkeit besteht im Eierlegen. Eine Königin legt während eines Jahres rund 200’000 Eier mit einem Maximum von 2’000 Eier pro Tag Ende Juni/Anfang Juli. Mit ihren Pheromonen informiert sie die Arbeiterinnen über ihre Anwesenheit und «steuert» damit viele Prozesse im Volk indirekt.

Die BIENENProDUKTE (Deaktivieren)

Die Honigbiene produziert viel mehr als «nur» Honig (welchen wir natürlich sehr schätzen!). Dazu gesellen sich 5 weitere Produkte, die auch wir Menschen in unterschiedlicher Weise nutzen. Nachfolgend die Bedeutung der Bienenprodukte aus Sicht der Bienen.

Honig

Die Bienen suchen Nektar in Blüten aber auch als Honigtau bei Bäumen. Da dieser einen hohen Wasseranteil aufweist, ist er nicht haltbar und würde bald zu gären beginnen. Die Arbeiterinnen machen Honig also aus konzertiertem Nektar, indem sie diesem Wasser entziehen wichtige Enzyme hinzufügen.

Pollen

Der Eiweisslieferant sowohl für die adulten Bienen – aber noch vielmehr für die Bienenmaden. Er ist somit die einzige Quelle für Proteine, Aminosäuren, Fette und weitere lebenswichtige Stoffe. Die Entwicklung der Futtersaft- und Wachsdrüsen in Jungbienen und der Aufbau des Fettkörpers der Winterbienen hängen entscheidend von einer guten Pollenversorgung ab.

Wachs

Jungbienen produzieren Bienenwachs mit ihren Wachsdrüsen, wenn sie zwischen 12 und 18 Tage alt sind. In der Funktion als Baubienen sorgen sie für den Aufbau der Waben. Die Wachsproduktion ist aber stark abhängig vom Pollen- und Nektarangebot ausserhalb des Stockes. Wenn dieses nicht vorhanden ist, stellen die Bienen ihre Bautätigkeit ein.

Gelée Royale

Ein königlicher Futtersaft! Mit diesem Stoff werden die Königinnen-Maden gefüttert. Dieses Gelée Royale ist dafür verantwortlich, dass aus einer frisch geschlüpften weiblichen Bienenmade auch tatsächlich eine Königin entsteht. Gelée Royale enthält mehr Aminosäuren, Vitamine und Nukleotide als Futtersäfte für Arbeiterinnen oder Drohnen und auch für deren Produktion benötigen die Bienen ein gutes Pollenangebot.

Gift

Die Bienen produzieren das Bienengift in speziellen Drüsen ihres Stechapparats. Die Giftproduktion beginnt bei drei Tage alten Bienen und erreicht ihren Höhepunkt bei zwei bis drei Wochen alten Arbeiterinnen. Selbstredend nutzen die Bienen das Gift für die Verteidigung gegen Eindringlinge in ihren Stock. Übrigens: Nur ein Stich gegen ein Säugetier mit seiner weichen Haut bedeutet den Tod für die Biene. Bei der Verteidigung gegen andere Insekten entsteht ein kleines Loch im Panzer des Angreifers und die Biene kann den mit Widerhaken besetzten Stachel gefahrenlos herausziehen.

Propolis

Ein natürliches Antibiotikum der Honigbiene! Bei warmen Temperaturen sammeln Arbeiterinnen Pflanzenharze und reichern diese mit Flavonoiden und Polyphenolen an. Propolis wird dann genutzt, um die Behausung «auszukleiden» oder Ritzen auszufüllen und schützt die Bienen sowie deren Vorräte (insbesondere Pollen) vor Bakterien oder Pilzen.

Nahrung für Bestäuber sichern